Im Frühling, wenn das zarte Blattgrün erscheint, sehen manche Bäume wortwörtlich zum Anbeissen aus. Tatsächlich kann man Blätter, Säfte, Blüten und Samen von vielen Bäumen essen. Damit zu experimentieren lohnt sich – und eröffnet neue Geschmackswelten.
Essbare Bäume sind nicht nur lecker, sondern auch gesund. Birkenblätter liefern zum Beispiel viel Vitamin C, der Sirup aus Kieferntriebspitzen dient als Honigersatz. Doch beginnen wir mit dem Klassiker:
Ahorn
Ahornbäume sind in vielen Regionen der Welt heimisch und in erster Linie bekannt für ihren köstlichen Ahornsirup. Dieser wird aus dem Saft des Stammes gewonnen, den man im Frühjahr schonend sammelt. Am besten dann, wenn der Baum mit dem Austrieb beginnt.
Doch auch junge, zarte Ahornblätter können gegessen werden. Und zwar von allen Ahornarten. Mit ihrem süss-säuerlichen Geschmack bereichern sie – frisch oder getrocknet – Salate, Smoothies, Suppen und Gemüsegerichte.
Zudem sind im Frühling die Ahornblüten roh essbar. Und im Frühherbst werden die reifen Ahornsamen geerntet und wie Essiggurken eingelegt. Ausgestattet mit Flügeln gelten sie als unverwechselbar.
Herrschte Hungersnot, so sammelten die Menschen früher auch den weichen Innenteil der Ahornrinde, trockneten und mahlten diesen und streckten damit ihr rares Getreidemehl.
Birke
Die Birke ist eine wahre Pionierpflanze, existiert in einigen Arten und wächst in vielen verschiedenen Klimazonen. Im Frühjahr bis in den Sommer hinein werden die weichen grünen Birkenblätter geerntet. Roh gegessen oder als Tee getrunken bilden sie eine hervorragende Quelle für Vitamin C.
Auch die Birkenknospen sind essbar und landen als Zutat in Suppen, Salaten oder Eintöpfen.
Baumkundige schätzen den zuckerhaltigen Birkensaft, der im Frühling aus dem Stamm gewonnen wird.
Wie beim Ahorn erntete man früher auch die innere Birkenrinde, die man fein schnitt und Gratins, Aufläufen oder Eintöpfen beimischte.
Kiefer
Unter der Gattung Kiefern sind diverse Arten zusammengefasst. Dazu zählt die bei uns häufig anzutreffende Waldkiefer, auch bekannt als Föhre. Ihre Nadeln enthalten viel Vitamin C. Hinsichtlich Essbarkeit gelten für alle ähnliche Kriterien:
Der Sirup aus Kieferntriebspitzen ist legendär; manche mögen ihn noch lieber als Honig. Mit den Triebspitzen wurden früher übrigens auch Schnäpse aromatisiert.
Kiefernnadeln können das ganze Jahr über geerntet und zu Tee, Sirup oder zu einem Gewürz für Gemüse- und Fleischmenüs verarbeitet werden.
Der weiche Innteil der Kiefernrinde ist, wie bereits beim Ahorn und der Birke beschrieben, entweder als Mehlzusatz oder als Zutat für ein Gemüsegericht einsetzbar.
Von einigen Kiefernarten sind auch die Samen essbar, etwa von der Pinie, der Mittelmeerkiefer. Diese Kiefernkerne, bekannt als Pinienkerne, werden roh oder geröstet verspiesen. Sie sind mit ihrer nussigen Note nahezu überall schmackhaft: in Salate, Saucen, Pestos, Brote etc.
Linde
Ob Sommer- oder Winterlinde, aufgrund ihrer Schönheit und ihres angenehmen Dufts ist die Linde oft in grossen Gärten und Parks anzutreffen. Die jungen Lindenblütenknospen und Lindenblätter weisen einen süsslichen Geschmack und sind roh oder gekocht geniessbar.
Viele kennen den Tee aus den Lindenblüten, der wegen seiner ätherischen Öle bei Erkältungen hilft. Die Blüten dienen aber auch zur Aufwertung von Desserts, Getränken oder Salaten.
Und aus den getrockneten und gepressten Lindensamen entsteht ein feines Speiseöl, das mit seinem milden Geschmack überzeugt.
PRAXISTIPP
Essbare Bäume
Die vier beschriebenen Bäume stehen exemplarisch für viele weitere. So sind beispielweise auch die Walnussblätter oder die grünen Walnussschalen verwendbar. Oder die Jungblätter und die Eicheln der Stieleiche. Ebenso die Jungblätter und Samen (Bucheckern) der Rotbuche, die frischen Triebe der Fichte (Rottanne), die Jungblätter der Feldulme, der frische Austrieb des Hasels etc.
Wichtig: Bevor du einen Baum beerntest, solltest du dich kundig machen, welche Teile du wie sammeln kannst, damit der Baum keinen Schaden nimmt.
Diesen Beitrag haben wir auch im Blog von Urbanroots publiziert.